Mein Wort des Jahres

Risikomanagement...

... ist mein Wort des Jahres und in letzter Zeit habe ich das - weil es mich bewegt - so oft gesagt, dass ich jetzt auch hier etwas dazu schreibe.

Juni 2021

Wir Menschen haben ein Bedürfnis nach Sicherheit und dieses Bedürfnis ist unterschiedlich ausgeprägt. Das war auch schon vor der Pandemie sichtbar. Die Unterschiedlichkeit hat aber im letzten Jahr nochmal eine andere Dimension bekommen und rückt in den Fokus vieler Diskussionen auf unterschiedlichen Ebenen. Und wie uns das Konzept der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg erklärt, gibt es immer viele Strategien, um ein Bedürfnis zu erfüllen oder zu nähren. Sicher haben wir jeweils unsere Lieblingsstrategien, aber wenn diese nicht umsetzbar sind, gibt es auch noch andere Optionen.

100% Sicherheit gibt es nicht“, ist ein beliebter Satz, wenn es um dieses Thema geht, „das Leben ist nun mal unsicher“. Ich kann es aber für mich selbst ein bisschen sicherer machen. Das heißt ich wähle für mich Strategien, die mir ein mehr an Sicherheit versprechen. Und so trage ich einen Helm beim Fahrradfahren, auch bei kurzen Strecken, und seit einigen Jahren auch beim Skifahren. Das Anschnallen im Auto ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Das schützt mich nicht vor einem Unfall, denn ich bin auch immer abhängig von anderen Teilnehmer*innen im Straßenverkehr, aber ich bin dem nicht ganz schutzlos ausgeliefert. Das ist Teil meines persönlichen Risikomanagements.

Im Baubereich wird im besten Fall ein Budget für das Risikomanagement eingeplant. Es gibt Faktoren, die ich beim Bauen nur schwer kalkulieren kann, z.B. das Wetter (frostfreie Zeit), die Preisentwicklung bei Baustoffen oder auch den Ausfall einzelner Firmen. 100% Sicherheit gibt es eben auch im Bausektor nicht. Viele Investoren akzeptieren diesen Posten „Risikomanagement“ in der Kalkulation nicht und werden dann von Mehrkosten überrascht. Dabei ist es doch ein gutes Gefühl, hinterher sagen zu können, dass man das Budget für das Risikomanagement nicht ausschöpfen musste.

Schwimmboje

Eine Freundin erzählte mir vor kurzem, dass sie Langstreckenschwimmen im Freiwasser nur mit Schwimmboje trainiert. Eine Boje, die in der Körpermitte befestigt wird und dann mitschwimmt. Falls man aus irgendeinem Grund nicht weiter schwimmen kann, umklammert man die Boje und diese hält einen über Wasser, man kann darin seine Wertsachen wasserdicht verstauen und wird viel besser gesehen.

Was ist Ihre „Boje“?

Ich ergreife Maßnahmen, um mich sicherer zu fühlen. Ja, ich bin vielleicht nur subjektiv sicherer oder geschützter, aber dieses Gefühl trägt erheblich zum allgemeinen Lebensgefühl bei.

Und so kann man sich sicherer fühlen, wenn man geimpft ist, oder wenn man nicht geimpft wird. Das hat viel mit der eigenen Einschätzung und der Interpretation von Informationen und Abwägen von Risiken zu tun.

Wenn ich mich selbst aktiv entscheide, komme ich raus aus dem Gefühl der Ohnmacht, ich manage für mich mein Bedürfnis nach Sicherheit oder auch das Risiko. Dabei geschieht vieles davon aus dem Bauch heraus. Aus meiner Sicht ist es aber zusätzlich hilfreich, seine Entscheidungen auch zu reflektieren. Tue ich etwas aus einem Gefühl der Angst oder wäge ich bewusst das Risiko ab?

Es gibt noch andere wichtige Bedürfnisse, z.B. das nach Freiheit und Selbstbestimmtheit. Eine gute Grundlage für eine Entscheidung ist aus meiner Sicht, sich bewusst zu machen, nach welchen Werten (die sich über meine Bedürfnisse zeigen) ich lebe, was mir wirklich wichtig ist.

Aus meiner Erfahrung ist es hilfreich bei dieser "Erkundungsreise" eine Person als Gegenüber zu haben. Diese Person kann Sie unterstützen, klarer darin zu werden, was Sie selbst im Leben wirklich antreibt. Als nächsten Schritt können Sie dann überprüfen, in welchen Bereichen Ihres Lebens Sie diese Werte leben.

Wenn Sie Ihre Werte auch in Ihrer Arbeit leben, werden Sie Spaß und auch Flow erleben. Ein Widerspruch in den Werten des Unternehmens, für das Sie arbeiten und Ihrer eigenen Werte kann zu einem inneren Dilemma führen und sogar krank machen. Wenn Sie sich Ihrer Werte bewusst sind, wird es Ihnen leichter fallen, Konflikte zu lösen, das erlebe ich immer wieder in meinem Alltag als Mediatorin.

Testen Sie es aus: Was treibt Sie an in Ihrem Leben?

Ich unterstütze Sie gerne dabei, das herauszufinden!

© 2022 Claudia Schelp
Powered by Drupal